Warehouse Management Systeme (WMS) unterscheiden sich nach wie vor von Anwendungsfall zu Anwendungsfall und in Bezug auf Benutzungsfreundlichkeit, Anpassungsfähigkeit, Analysefunktionen, Materialflussintegration sowie in ihren Kernfunktionen und den Erweiterungsfunktionen. Wir erläutern Ihnen kurz, was die Gartner Group 2019 genau analysiert hat und helfen Ihnen gerne dabei spezifische WMS-Produkte zu vergleichen und das geeignete WMS für Ihr Lager auszuwählen.
9 Kriteriengruppen
Die Analysten Simon Tunstall und C. Klappich von Gartner identifizierten kritische Fähigkeiten von WMS-Systemen und veröffentlichten diese im August 2019 (Quelle) in Ergänzung zum eher nur für Marketingzwecke genutzten Magic Quadrant WMS.
Diese WMS Fähigkeiten sind verallgemeinerte Gruppen von Funktionen, die üblicherweise von Kunden bei Auswahl und Einsatz gefordert werden. Hier wurden keine anbieterspezifischen Fähigkeiten betrachtet, so dass insegsamt 9 Kriteriengruppen gebildet wurden.
Core WMS (Kernfunktionalität): Zu den wichtigsten Core WMS-Funktionen gehören natürlich Wareneingang, Inspektion, Einlagerung, Cross-Docking, Bestandsmanagement, Standortmanagement, Inventur, Kommissionierung, Nachschub, Verpackung und Versand sowie die Unterstützung von mobilen Prozessen über Funk (RF) in Verbindung mit Barcodes.
Extended WMS (Erweiterungsfunktionen): Die erweiterte WMS-Funktionalität umfasst Funktionen, die an das Kern-WMS angrenzen. Dazu gehören unter anderem Personalmanagement, Slotting, Yard Management / Dock Scheduling, Value Added Services (VAS), Personaleinsatz- und Arbeitsplanung, 3PL Dienstleisterabrechnung und Paketdienstleisterverwaltung.
Usability WMS (Benutzungsfreundflichkeit): Usability oder User Experience (UX) umfasst reaktionsschnelles UI-Design, Workflow-Management-Tools, Visualisierungsfunktionen. Die Bewertung der Benutzerfreundlichkeit wird unterschieden nach Rollen. Dabei sind Eindrücke von operativen Anwendern im Lager, den Super Usern, sowie den Usern mit Backoffice- und Führungsrollen eingeflossen.
Analytics/BI (Analyse und Auswertungsfunktionen): Analytics berücksichtigt das Niveau von Standard- Berichten, die Möglichkeiten zur Ad-hoc-Berichtserstellung für Anwender, die Transparenz und Visualisierung von Lagerbewegungen, die Verfolgung und Rückverfolgbarkeit sowie erweiterte Analysefunktionen.
Implementation Tools (Implementierungswerkzeuge): Das beschreibt Funktionen, die in die Software integriert sind und die die Einführung und den Support des WM-Systems erleichtern und rationalisieren, wie z.B. Standardwerkzeuge und Wizards zur Unterstützung beim Customizing, Migration und Upgrades, sowie Integrationstechnologien und Template-Funktionen für Rollouts über mehrere Lagerstandorte hinweg.
Adaptility WMS (Anpassbarkeit): Zur Anpassbarkeit gehören die Verfügbarkeit und Benutzerfreundlichkeit von Tools wie rules-engines zur parametergesteuerten Konfiguration, Workflow-Management und Skriptsprachen.
Supporting Technologies (Unterstützungsfunktionen): Die Bewertung der Unterstützungsfunktionen erfolgt nach der Anzahl der unterstützten Technologien und der Dauer ihres Betriebs. Die WMS-Lösungen werden auch nach dem Grad der Cloud-Penetration, der Reife und der Art der angebotenen Cloud-Technologie (dediziert für einen Kunden oder Mandantenfähigkeit (multi-tenant) bewertet.
Material Handlings Integration (Integration von Fördertechnik): Die Integration der Fördertechnik berücksichtigt, ob das WMS nativ ein WCS (Warehouse Control System, deutsch: MFS Materialflusssteuerung) bereitstellt und welche Erfahrungen und Werkzeuge des Software-Lieferanten für die Integration mit automatisierter Lager- und Fördertechnik vorhanden ist. Dabei wird auch berücksichtigt, ob spezielle Funktionen zur Verfügung gestellt werden, die den Einsatz der Automatisierung wie z.B. Schnittstellen zu Emulationen erleichtern.
Simplicity (Einfachheit): Die Einfachheit als einer der in den letzten Jahren z.B. von SAP oft verschworene Eigenschaft moderner Software wird danach bewertet, wie einfach die grundlegenden Funktionen zu bedienen, zu erlernen, zu konfigurieren, zu implementieren und zu warten sind. Mitarbeiter können oft temporäre oder Mitarbeiter ohne Logistikerfahrung sein, so dass eine intuitive, ja schulungsfreie Benutzerführung als sehr wertvoll anzusehen ist.
18 WMS-Anbieter aus Gartners Magic Quadrant WMS
In diesem Bericht sind WMS-Produkte aller Hersteller betrachtet worden, die im Gartner "Magic Quadrant for WMS" enthalten sind. Daher sind hier nur Unternehmen mit nahezu globaler Marktpräsenz vertreten und selbst größere WMS Anbieter aus der Region DACH sind nicht vertreten. Wir empfehlen daher bei einer Auswahl auch den deutschen Markt der WMS-Anbieter mit in Betracht zu ziehen.
Die meisten Anbieter haben nur ein einziges WMS im Portfolio, außer Manhattan Associates, HighJump und Reply. In keinem Fall - so betont die Gartner Group selbst - ist die hier gezeigte Auswahl von WMS ein negatives Werturteil über die WMS Lösung. Die beste Alternative für einen bestimmten Kunden muss jeweils in Abhängigkeit der eigenen gut bedachten und gewichteten Kriterien ausgewählt werden.
Zur Validierung nutzte Gartner als Datenbasis das Feedback aus ca. 800 WMS-bezogenen Kundeninteraktionen und Anfragen, die im in 2018 eingegangen sind.
Das WMS eines jeden Anbieters wurde danach bewertet, wie gut er/sie jede Fähigkeit auf einer Fünf-Punkte-Skala liefert. Diese Bewertungen werden für alle Anbieter nebeneinander angezeigt, was einen einfachen Vergleich zwischen den einzelnen Leistungsmerkmalen ermöglicht. Die Ratings und Gesamtergebnisse liegen zwischen 1,0 und 5,0:
1 = Schlecht oder abwesend: Die meisten Anforderungen werden nicht erfüllt.
2 = Fair: Einige Anforderungen werden nicht erfüllt.
3 = Gut: erfüllt die Anforderungen
4 = Ausgezeichnet: erfüllt oder übertrifft einige Anforderungen.
5 = Hervorragend: übersteigt die Anforderungen deutlich.
Kritische Würdigung der Ergebnisse
Zunächst ist bei der von uns selbst aus den Rohdaten zusammengestellten Graphik oben auffällig, wie nah die WMS alle in der Gesamtbewertung zusammenliegen. Erst ein näherer Blick auf die Kriteriengruppen zeigt interessante Aspekte.
Je älter ein WMS ist, um so mehr kann es.
Die schon lange am Markt vertretenen Systeme wie z.B. WMOS von Manhattan Associates oder JDA haben in dne Krieteriengruppen Kern- und Erweiterungsfunktionen jeweils ausgezeichnete Werte erhalten, da sie die Anforderungen erfüllen und leicht übertreffen.
Kaum ein WMS ist einfach genug!
Alle 18 Anbieter zusammen haben im Kriterium "Simplicity / Einfachheit" nur einen Mittelwert von 2,11 von 5,0 erreicht. Daher sollte man als Käufer darauf achten, wie einfach ein WMS zu erlernen, zu bedienen und zu konfigurieren ist. Wir haben gute Erfahrung mit unseren auf die Kundensituation mit künftigen Endanwendern abgestimmten Proof-of-Concept-Workshops gemacht, die schon in der Auswahlphase zeigen, wie hoch die User Acceptance ist.
Cloud WMS + Fördertechnik passen nicht zusammen!
Insbesondere die 3 komplett webbasierten multi-tenant Cloud WMS wie SnapFulfillmet von Synergy Logistics, Tecsys und auch Vindulum bieten keine ausreichenden Funktionen zur Anbindung von automatisierter Materialfluss- und Fördertechnik. Dafür sind die Cloud WMS besonders gut bei Implementierungs-unterstützenden Werkzeugen. Die zunehmende Bedeutung von Cloud WMS haben wir im +Blog "Ist es Zeit für ein Cloud WMS?" kommentiert.
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