Krieg + Sanktionen: Nicht nur Brot wird teurer
Nach Jahrzehnten von Frieden und Sicherheit erlebt Europa nun eine zweite unheilvolle Disruption binnen zwei Jahren. Das Leiden mit dem Covid-19 ist noch nicht ganz vorüber und nun entfachte sich ein blutiger Krieg in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.
Die Auswirkungen des Krieges und der Sanktionen sind in vielen Sektoren zu spüren. Unser täglich Brot wird z.B. gleich dreimal hart getroffen und zeigt, welche massive Veränderung Sie selbst in dieser Lieferkette des täglichen Bedarfs erwartet:
Die Getreidepreise sind durch Reduktion der Exporte aus Russland und Ukraine gestiegen [1]. Chinas Weizenpreise sind diese Woche (09.03.2022) auf ein neues Allzeithoch von 3.615 Yuan je Tonne gestiegen, das sind 506 Euro je Tonne! An der französische Terminbörse MATIF legte der neue vordere Weizenkontrakt (Mai) um 11 Euro zu - auf 381Euro je Tonne [2].
Die Logistikkosten erhöhen sich, da die Energiekosten durch die erwarteten oder tatsächlichen Störungen bei Öl- und Gaslieferungen gestiegen sind [3].
Kosten für die Agrarproduktion steigen generell durch die Verteuerung von Düngemittel, weil die beiden bedeutenden Exporteure vom Düngemittel Russland und Ukraine nicht liefern wollen, bzw. können. Es droht Produktionsstillstand. Die Preise für Harnstoffdünger sind am Terminmarkt in den USA seit Beginn der Invasion am 24. Februar bis zum 08. März um 46 Prozent bzw. 255 USD auf 805 USD je Tonne gestiegen. [6]
Disruption
Unter dem Begriff Disruption wird ein oder auch eine Reihe von Ereignissen verstanden, bei dem ein bestehendes Geschäftsmodell oder ein gesamter Markt durch eine ad hoc oder sehr schnell wachsende Prozess-, Struktur- oder System-Innovation oder Veränderung der Randbedingungen abgelöst, beziehungsweise zerschlagen wird. [4]
Disruption entsteht immer dann, wenn alte Systeme träge selbstgerecht und zukunftsblind werden und deshalb nicht rechtzeitig auf störende Ereignisse reagieren können oder wollen. Kurzfristig ist es erforderlich, weitere negative Folgen der Pandemie und des Krieges zu mildern. Krisen machdne ja bekanntlich erfinderisch. Die beiden Disruptionen haben außer mRNA-Impfstoffen noch keine zukunftsträchtigen Innovationen hervorgebracht, zerschlagen tun sie aber überall in der Welt bestehende Strukturen bis hin zum sozialen Zusammenhalt. Zwei solcher Disruptionen innerhalb kurzer Zeit müssten uns doch wach geschüttelt haben, so dass wir nun unser Denken und Handeln mehr auf eine Unverletzlichkeit, also resilientere Prozesse, Strukturen und Systeme auslegen. Haben sie das? Nach Covid-19 sind wir vielleicht besser auf die nächste Pandemie vorbereitet - hoffentlich. Auf Kriegsfolgen müssen wir jetzt aktiv reagieren.
Gestörte Lieferketten
Jeder von uns kann im eigenen Bereich zur Verbesserung beitragen. Das ist zu allererst sicher im menschlichen Miteinander, insb. gegenüber den hilfesuchenden Flüchtlingen. Als Logistikberater möchte ich mich hier aber auf die Störungen in den Lieferketten konzentrieren, welche durch neue Unsicherheiten geprägt werden. Da gibt es zum Beispiel diese Auslöser:
Es sind fast 30.000 Teile erforderlich, um ein komplettes Auto zu produzieren aber nur ein Fehlteil reicht aus, um das Auto nicht ausliefern zu können! Das Volkswagen Werk in Kaluga ist von den Sanktionen betroffen und stoppt daher Anfang März die Produktion [8].
Die Materialbedarfsplanung bei Ausfall oder sanktionsbedingter Isolation ganzer Fabriken stellt Planungsstäbe vor neue Herausforderungen, um nicht durch eine Kettenreaktion gänzlich zu verschwinden!
Viele Speditionen haben laut mehrerer Bundesverbände nicht genug eigene Liquidität, um die hohen Dieselpreise für Ihre Kunden vorzustrecken, so dass die Politik mit CO2-Abgaben und Besteuerung zur Anpassung aufgefordert wird. [3] Das kann aber zu lange dauern, weshalb neue Zahlungsvereinbarungen und Vorfinanzierungen notwendig werden.
Welche möglichen Ausfälle in der Supply Chain ihres Unternehmens haben Sie und Ihr Risk Management Team schon antizipiert?
Disruptive Thinking
Natürlich sind Fehlteile und Lieferverzüge nichts Neues für Hersteller und Händler. Was wir jetzt erleben hat leider eine ganz andere Dimension. Die meisten Firmen und die herkömmlichen Systeme und Strukturen sind nicht robust und flexibel genug, um kurzfristig Lösungen zu finden.
Viele Firmen haben erst durch Covid-19 gelernt, das Risikomanagement zu schätzen, wie der Boom für die Branche Risikoanalyse belegt. Die Marktforscher von Markets-and-Markets rechnen mit einem jährlichen Wachstum von gut 14% für die Branche.
Unternehmen benötigen ein verbessertes Supply Chain Risk Management, aber auch IT-Systeme, welche Unsicherheiten z.B. in multi-variablen Szenariorechnungen mitberücksichtigen können, zum Beispiel bei der Materialbedarfsplanung ihrer Zulieferkomponenten aber eben auch bei der eigenen Liquiditätsplanung.
Hierbei kann Disruptive Thinking hilfreich sein: Das ist das Denken, das mit den komplexen Anforderungen der Zeit mitwächst. Disruptive Thinking ist realistisches Zukunftsdenken, das Störungen nicht ausklammert, sondern diese einbezieht, um realistische Lösungen zu erlauben. Dies kommt nun als aktives Kosten- und Risikomanagement für den Kriegszustand ins Spiel. Wir stehen nun plötzlich vor einem nicht vorgesehenen Paradigmenwechsel. Viele Entscheidungen sind schnell erforderlich und die dafür verfügbare Information ist mangelhaft. Blinder Mut zum Risiko oder besser: Bewusstes Akzeptieren der Unsicherheit bei den anstehenden Entscheidungen ist nun gefragt. Wir kennen dass das aus unseren Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen z.B. mit der Monte-Carlo-Simulation, um mehrere Szenarien mit unterschiedlichen Eingangsparametern gegen Fehlinvestitionen abzusichern: Der Return-on-Invest ROI tritt dann gesichert zu 75% Wahrscheinlichkeit und zu 25% Unwahrscheinlichkeit ein.
Supply Chain Risk-Management
Die folgende Tabelle ist ein Auszug, mit stichwortig benannten Gegenmaßnahmen für typische Geschäftsprozesse, die im Zuge eines Disruptive Thinkings zusammen mit Unternehmensvertretern entwickelt wurden, um so deren Entscheidungen in Ihrer nun von Störungen bedrohten Supply Chain der Lebensmittelindutrie treffen zu können:
Geschäftsprozess | Bisherige Entschei-dungsparameter | Zukünftige Entschei-dungsparameter |
Internationaler Vertrieb |
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Materialbedarfsplanung |
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Beschaffungslogistik |
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Supply Chain Management |
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Solche Gegenmaßnahmen, die dann zur Umsetzung einzelnen Risk Managern und den betroffenen Unternehmensbereichen als Owner heruntergebrochen werden, verlangen vor allem eines: Sehr professionelle und konzentrierte, schnelle Umsetzung, bevor der Schaden entsteht oder anwächst. Hierbei sind externe Supply Chain Risk Manager als neutrale Sparringspartner gut geeignet, um dem operativen Tagesgeschäft zu helfen.
Autor + Ansprechpartner
Wenn Sie erfahren wollen, wie wir Ihnen in Ihrer Situation bei Logistik + Software + Projekten helfen können, nehmen Sie bitte Kontakt auf:
Mohammed Bashir Dipl.-Ing., Partner
Blumenthalstraße 1 DE 10783 Berlin M: +39 (348) 6807 251 bashir@benefitgroup.de www.benefitgroup.de
+Benefit Research und Consulting GmbH + Dahlemer Weg 83a + DE 14167 Berlin
M.: +49 172 3872 373 + E-Mail: mail@benefitgroup.de + www.benefitgroup.de
Wir bieten Ihnen mit einem Team von Experten mit über 20 Jahren Projektmanagement-Erfahrung Leistungen für Logistik-Software-Projekte mit ROI-Garantie an. Ausgestattet mit methodischem Knowhow zur Führung von Menschen und professionellen Tools setzen wir uns mit Herz, Hand + Verstand für die SCM + ERP + TMS + WMS Projekte unserer Kunden in Handel, Logistik + Industrie ein.
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